Homosexualität und Islam? Was sagt eigentlich Feridun Zaimoglu?

zett.JPGDas Thema Schwule und Muslime, antischwule Gewalt von jungen Männern mit Migrationshintergund kocht gerade mal wieder hoch. „Männer aktuell“ hat einen Themenschwerpunkt, der ganz nebenbei noch mal an die verflixte Gemengelage erinnert:
Die Bayern hätten bei der Debatte um den Einbürgerungstest für Ausländer die Frage nach dem Verhältnis zur Homosexualität eingebracht. Ausgerechnet die Bayern. Ging es ihnen darum, sich besonders homo-freundlich zu positionieren – oder wollten sie ihre Testperson in die Bredouille bringen? Was für ein hinterfotziges Spielchen, möchte man auf gut Bayerisch sagen. Die Grünen hätten den bayerischen Braten gerochen und dagegen Stellung bezogen. Dient das der Sache? Wer kocht hier welches Süppchen, bei dem dann „Homosexualität und Islam“ auf der Speisekarte steht?

Die „Hamburger Morgenpost“ und „Die Welt“ berichten über Vorgänge in Hamburg St. Georg. Einen Auflauf und Bedrohungen hätte es gegeben, als zwei Schwule händchenhaltend durch die Böckmannstraße gegangen sein – das ist die kurze und übersichtliche Straße, in der die Centrums-Moschee liegt. Das schöne große Foto belegt den Vorgang, zeigt das Paar lächelnd in die Kamera, händchenhaltend. Was sagt uns das? Die beiden sind immerhin mit einem Kamerateam, mindestens mit Fotografen dort eingetrudelt. Zufall!? Ich wills mal so sagen: „Kiss-Ins“ sind bekannte Mittel der Demonstration und der Provokation. Wer etwas Vergleichbares anstellt, will ja Reaktionen. Egal, ob vor einem katholischen Gotteshaus, einer Moschee oder vorm Rathaus. Wer eine gespannte Situation, in der schon das Gespräch über Homosexualität ein absolutes Tabu bedeutet, entspannen will, wer ein Gespräch führen will, sollte manchal, vielleicht, auf Provokation verzichten.

Fragt sich nur, warum das Ganze so perfekt inszeniert worden ist. Wer hier sein Süppchen kocht und was sich hinter der Bezeichnung auf der Speisekarte verbirgt. Es gibt Gerüchte. Ein schwuler Bürgerschaftsabgeordneter, der beleidigt sei, dass seine Rolle im Stadtteildialog nicht richtig gewürdigt werde, sei der Initiator. Aber davon weiß ich nichts. Wie gesagt: Gerüchte.

Warum das hier im Blog?

Interessant ist, wie der deutsche, heterosexuelle Autor mit Migrationshintergrund, Feridun Zaimoglu, zwei „Türkenjungs – Unterschichtsabkömmlinge, Erstsemester; Lederjacke, Jeans, buntes Hemd“, das Thema bereden lässt. Sie sitzen in einem Cafe: „Ein homosexueller junger Mann betritt das Cafe“.

Zaimoglu lässt die beiden viel über die Verlockungen und Bedrohungen einer „richtigen“ oder „falschen“ Sexualität plaudern, die selbst „wirkliche“ Sexualität, so tabuiert sie ist, gar nicht ausleben können. Sie kennen das nur aus Pornos oder von Nutten. „Und“?, fragt der eine, „Hundert Euro.“ antwortet der andere. Drumherumgerede. Sich ans Thema herantasten. Ein „Halt’s Maul!“ oder „Schnauze!“ unterbricht den Dialog immer dann, wenn die Grenzen zwischen „neutralen Expertentum“ und eigene Ideen, Gefühlen, … auf gefährliche Weise zu verwischen drohen.

Aber das sollte selbst lesen, wer sich dafür interessiert.
Abgedruckt in der neuen „Männer aktuell“ – und natürlich in der Anthologie „Schwule Nachbarn“, die ich herusgegeben habe. (So viel Anlauf für das Bisschen Werbung? :-)) )

Über Detlef Grumbach

Detlef Grumbach gehört zum Team von Männerschwarm und arbeitet obendrein als freier Kulturjournalist. Schwule Bücher machen, sie "verkaufen" und Literatur insgesamt beobachten - das soll sich hier niederschlagen.

Ein Gedanke zu „Homosexualität und Islam? Was sagt eigentlich Feridun Zaimoglu?

  1. Mal abgesehen von der Werbung… Der Islam ist so reformbedürftig wie der Katholizismus! Gescheiter als Drumherumgerede wäre es, DEN Knackpunkt der Ideologien auszustellen:
    Die Gesellschaft ist eingeteilt – nicht in Frauen und Männer sondern – in Ficker und Gefickte. Dieses HERR-schaftssystem wird auch von sehr vielen Frauen gestützt und verteidigt. Egal ob mit oder ohne Kopftuch!
    Die gesellschaftliche Macht speist sich auch aus dem Geficktwerden. Frauen mögen es nicht, wenn es Alternativen zur Vagina gibt!
    Wer jetzt noch überzeugt ist, dass Schwule heterophob, und frauenfeindlich seien, der hat nichts von den sozialen Erkenntnissen der letzten 30 Jahre begriffen!

    Migrationshilfe und kulturelle Integration bleiben alle blabla, solange die Herrschafts- und Frauschafts-Strukturen in der Hose und unter den Röcken bleiben. Meinetwegen auch unter den Kopftüchern…

    Da rächt es sich, dass die Schwulenbewegung nie mit der Frauenbewegung diskutiert hat. Es wird sich mordsmässig rächen, wenn die Schwulen (Bewegung gibts nicht mehr!) nicht mit den Vertretern „anderer“ Kulturen reden!

    Nicht um die „Verschwulung“ der Welt geht es, sondern um die „Ent-Heterrorisierung“! Das fängt auch schon bei unseren Eltern an!!!

    Soweit ein paar Stichworte! Und noch eine Nachbemerkung: Die Heterrorisierung der Schwulen ist im Gange! Die Jungschwestern sind zu feige, coming out gegenüber ihren Müttern zu machen, aber der „richtige“ Freund (ht = Dornröschen/Schneewittchen) wird alles richten fürs Paradies (ht = Ehe bis an den Sarg).

    Wer auch noch Augen hat, der kann sehen! 😉

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