Archiv der Kategorie: Schwule bei Heteros

Schwule Figuren – mal anders

Kraussers Kulturkonflikte

Wir hatten hier gelegentlich die Frage aufgeworfen, ob überhaupt und wie Schwule aus der Perspektive der heterosexuellen Literatur und ihres Personals wahrgenommen werden. Alltagserfahrungen, die „wir“ und somit unsere heterosexuellen Gegenüber (in der U-Bahn, beim Einkaufen, auf der Straße) oft machen und aus „unserer“ Perspektive in „unserer“ Literatur auch vorkommen, fehlen ja aus anderen Perspektiven weitgehend. Und der Migrantenszene geht es ähnlich. Wo liest man schon mal was über das ungehobelte Benehmen mancher Jugendclique, die glaubt, die Straße gehöre ihr? (Das ist zwar nicht die Regel, aber es kommt doch vor!)

Jetzt habe ich gerade ein gutes Buch Kraussers Kulturkonflikte weiterlesen

Original und Fälschung

Oder: In diesem Bild hat sich ein Fehler versteckt!
(Nicht da, wo Sie jetzt vielleicht denken…)

Da blättere ich so in meiner ideologiefreien Monatszeitschrift und: Plaff – das Cover der „Titanic“ (s.u.).

OK. Ich hab gelacht. Eine ganze Weile. Guido mit diesem Gesichtsausdruck, den man von ihm kennt. Soll Selbstzufriedenheit ausdrücken, kommt aber immer auch ein wenig panisch rüber. Als hätte ihm einer was Beängstigendes nachgerufen. Irgendwas Unflätiges.

OK, denke ich, die Erklärung mag zutreffen: Banane. Guido kann das ja auseinander halten, anders als die Zonen-Gaby, die vor 20 Jahren (Jubel, Beifall, etc.) an derselben Stelle die gepellte grüne Gurke hochhielt (was trotzdem irgendwie viel witziger war – vierzig Jahre lang belogen und betrogen, und nun auch noch das: Gurke als Banane verkauft).
Sprich: Guido Original und Fälschung weiterlesen

Max Aue – das Stereotyp vom Schwulen Nazi?

Puh – ich hab Littells Roman „Die Wohlgesinnten“ gelesen. Und viele Fragen – auch Meinungen … Hier aber erstmal nur eins. Erfüllt Protagonist und Ich-Erzähler Max Aue das Stereotyp des „Schwulen Nazis“ – wie Joachim hier behauptet. Ich sage dazu erstmal: „Nein“! Und dann setze ich das Fragezeichen gleich dahinter: ?

Und schreibe das nicht als Kommentar zu Joachims Eintrag – es ist doch wieder etwas ausführlich geworden. 🙂

Dass Max Aue keine psychologisch durchgearbeitete Figur ist, hat Joachim schon dargestellt. Ein Entwicklungsroman ist das nicht. Aber was für ein Roman ist es? Was für eine Figur ist Max Aue? Immerhin endet der Prolog mit einem Satz, der einen ähnlichen Absolutheitsanspruch formuliert wie die ganze Faktenhuberei über das Funktionieren des Judenmords.
Er sagt ganz einfach: „Ich bin ein Mensch wie ihr. Hört mal, wenn ich es euch doch sage: Ich bin wie ihr!“

Wenn der Weg der Erkenntnis „literarisch, künstlerisch, ästhetisch“ andere Wege geht als der wissenschaftliche, muss man fragen: Welchen literarischen „Mehrwert“ Max Aue – das Stereotyp vom Schwulen Nazi? weiterlesen

„Zu viel des Guten: Ein Polizist mit schwulem-Coming-out!“

seghers3Jan Seghers heißt eigentlich Matthias Altenburg und zieht sich diesen Namen, wie einmal sagte, nur an, wenn er Krimis schreibt, so wie seine Gummistiefel zur Gartenarbeit. Das sollte den Krimi nicht herabsetzen, sondern zeigen, dass es praktisch ist, in verschiedenen Rollen auch unterschiedlich aufzutreten, inklusive eigener Haltung zu dem, was man da gerade tut.

In seinem neuen,dem dritten Krimi mit Kommissar Marthaler, „Partitur des Todes“, hat nun einer der Polizisten, der so eifrige Petersen, sein Coming-out. Und das wird ihm jetzt angekreidet. Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses, „Zu viel des Guten: Ein Polizist mit schwulem-Coming-out!“ weiterlesen

Schöne Knaben auf wilden Wiesen

„Schön waren die braunen Augen von Hans-Peter, Bernds Po und Günters kupfernes Glied. Wie merkwürdig, der rotharige Klassenclown hatte dieses Ding, das aussah, wie auf dem Sprung; Ergebnis meiner Studien im Umkleideraum der Schwimmhalle. Niemand aber erreichte Niklas mit seinen apfelroten Wangen und seinem ausrasierten Nacken.“

Wilde WiesenUlf Erdmann Zieglers Schreiben (aus seinem Roman „Hamburger Hochbahn“ habe ich hier schon mal ein kleines Stück präsentiert) ist sehr autobiographisch geprägt. Jetzt ist eine „Autogeografie“ unter dem Titel „Wilde Wiesen“ erschienen, eine Hommage an die Orte, die seine Kindheit Schöne Knaben auf wilden Wiesen weiterlesen

Bella Block, Gianluca und Hippolytos

Phaedra liebt ihren schoenen Stiefsohn Hippolytos, doch der hat keine Augen fuer sie. Als begeisterter Jaeger dient er allein Artemis. „So jedenfalls sagt es die vornehme Ueberlieferung“, erklaert Bella Blocks Geliebter Kranz in Doris Gerckes neuem Krimi „Schweigen oder Sterben“: „Ich wuerde sagen, der Junge war ganz einfach schwul und wollte deshalb von Phaedra nichts wissen.“

Wie dem auch sei, die Sache hatte toetliche Folgen. Genauso wie fuer Gianluca, der die Liebe seiner Stiefmutter Anabella nicht erwidert und vor dem Haus seiner richtigen Mutter erschossen wird. Bella hat sich zwar noch dazwischen gehechtet, aber … Und der schoene Sizilianer Gianluca ist tatsaechlich Bella Block, Gianluca und Hippolytos weiterlesen

Breaking news: Dumbledore ist schwul

Nachdem Slash-Texte, die Harry Potter selbst als schwul dargestellt hatten (s. Eintrag vom ), noch große Erregung ausgelöst hatten, gibt sich Frau Rowlings nun gegenüber der Flut von „Fan Fiction“ geschlagen und gesteht, der Schulleiter von Hogwarts sei schwul:

„After reading briefly from the final book, „Harry Potter and the Deathly Hallows,“ she took questions from audience members.
She was asked by one young fan whether Dumbledore finds „true love.“
„Dumbledore is gay,“ the author responded to gasps and applause.
She then explained that Dumbledore was smitten with rival Gellert Grindelwald, whom he defeated long ago in a battle between good and bad wizards. „Falling in love can blind us to an extent,“ Rowling said of Dumbledore’s feelings, adding that Dumbledore was „horribly, terribly let down.“
Dumbledore’s love, she observed, was his „great tragedy.“
„Oh, my god,“ Rowling concluded with a laugh, „the fan fiction.“Potter readers on fan sites and elsewhere on the Internet have speculated on the sexuality of Dumbledore, noting that he has no close relationship with women and a mysterious, troubled past. And explicit scenes with Dumbledore already have appeared in fan fiction.“

Das erinnert ein wenig an „In & Out“; nachdem die Debatte so weit gediehen ist, ist es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis Voldemort als Pädophiler enttarnt wird …

Wahrnehmungsblockade bei „Schwulen Nachbarn“??

Wenn man als Herausgeber viele schöne Rezensionen und nur zwei negative zu einem Buch bekommt, soll man sich gemütlich zurücklehnen und zufrieden sein. Ich will mich auch nicht beklagen. Wenn ich hier trotzdem zu den beiden „Verrissen“ – so schlimm waren sie denn auch nicht! – etwas schreiben möchte, dann, weil sie Fragen aufwerfen.

Worum geht es in den „Schwulen Nachbarn“? Heterosexuelle Autorinnen sollen über ihr Verhältnis zu / ihre Begegnungen mit Homosexuellen schreiben. Ausgangspunkt der Anthologie war die Feststellung (nicht Klage!), Wahrnehmungsblockade bei „Schwulen Nachbarn“?? weiterlesen

Schillers frühe Erkenntnis

Es bleibt eine Lücke zwischen dem historischen Subjekt und dem Leser, die alle Möglichkeit einer Vergleichung oder Anwendung abschneidet und … ein Kopfschütteln der Befremdung erweckt. Wir sehen den Unglücklichen … für ein Geschöpf fremder Gattung an, dessen Blut anders umläuft als das unsrige, dessen Willen andern Regeln gehorcht als der unsrige; Schillers frühe Erkenntnis weiterlesen

Homosexualität und Islam? Was sagt eigentlich Feridun Zaimoglu?

zett.JPGDas Thema Schwule und Muslime, antischwule Gewalt von jungen Männern mit Migrationshintergund kocht gerade mal wieder hoch. „Männer aktuell“ hat einen Themenschwerpunkt, der ganz nebenbei noch mal an die verflixte Gemengelage erinnert:
Die Bayern hätten bei der Debatte um den Einbürgerungstest für Ausländer die Frage nach dem Verhältnis zur Homosexualität eingebracht. Ausgerechnet die Bayern. Ging es ihnen darum, sich besonders homo-freundlich zu positionieren – oder wollten sie ihre Testperson in die Bredouille bringen? Was für ein hinterfotziges Spielchen, möchte man auf gut Bayerisch sagen. Die Grünen hätten den bayerischen Braten gerochen und dagegen Stellung bezogen. Dient das der Sache? Wer kocht hier welches Süppchen, bei dem dann „Homosexualität und Islam“ auf der Speisekarte steht?

Die „Hamburger Morgenpost“ und „Die Welt“ berichten über Vorgänge in Hamburg St. Georg. Einen Auflauf und Bedrohungen Homosexualität und Islam? Was sagt eigentlich Feridun Zaimoglu? weiterlesen