Archiv für den Monat: September 2007

Stampf-Werk

Nein, nicht über den Kannibalen soll hier geschrieben werden. Es geht vielmehr um ein Buch über denselben (dies ist ja schließlich eine Literaturseite) – den, der das Städtchen Rotenburg an der Fulda in die Schlagzeilen brachte: Armin Meiwes, den Menschenfresser. Es geht um Günter Stampfs „Interview mit einem Kannibalen“. Man liest, dieses Interview sei das erste, das der Kannibale über seine Tat und deren Hintergründe gebe, und meint doch sofort, sich zu erinnern: Waren da nicht seinerzeit auch Reportagen im „Spiegel“, im „Focus“? Ja, Stampf-Werk weiterlesen

PorNo! oder Porno! ??

Eine neue „PorNO!“-Kampagne und eine dazugehörige Debatte hat „Emma“ gestartet – gegen das Machtverhältnis in der Sexualität, sexuelle Ausbeutung, Gewalt, Beherrschung und Benutzung der Frauen durch die Männer. Iris Radisch schrieb dazu in der „Zeit“.

Emma // Iris Radisch: Das ewige Rein-Raus

Iris Radisch schreibt:

„Müssen Frauen sich im dreißigsten Jahr der Anti-Porno-Bewegung noch immer von Alice Schwarzer darüber belehren lassen, dass »rein genitale Sexualität« unweiblich, PorNo! oder Porno! ?? weiterlesen

Stadler: „Komm, gehen wir“ – der Autor eiert rum

Stadler beschreibt den mühsamen Weg seines Helden zum schwulen Coming-out – das stimmt in Hinblick auf den Handlungsbogen vom Urlaub auf Capri zu Beginn bis zum Besuch eines Lovers in den USA am Ende des Romans, aber es stimmt nicht in Bezug auf alles dazwischen. Für die Literatur gilt jedoch der berühmte Satz Helmut Kohls nicht, wichtig sei einzig, „was hinten rauskommt“, im Gegenteil: das, was hinten rauskommt, sollte etwas mit dem zu tun haben, womit der Roman sich hauptsächlich beschäftigt, der Weg ist das Ziel! Aber wovon dieser Roman des Büchnerpreisträgers eigentlich handelt, ist nicht so leicht herauszubekommen. Stadler: „Komm, gehen wir“ – der Autor eiert rum weiterlesen

Bodo Kirchhoff, Eros und Asche

Queer Eye for a Straight Guy – wenn ein heterosexueller Autor über Männerfreundschaft schreibt, macht es Sinn, diesen Versuch aus schwuler Sicht zu kommentieren. Für einen Blog ist dies ein viel zu langer Text, aber ich fand es reizvoll, mich detailliert mit Bodo Kirchhoffs Roman einer „Männerfreundschaft“ auseinanderzusetzen. Der schwule Bezug besteht vor allem in der Nachdrücklichkeit, mit der Schwules in dieser Beziehung geleugnet wird.

Die erste Begegnung des Erzählers und seines Freundes M. liest sich wie der Beginn einer klassischen Liebesgeschichte unter Jungs, schon „Narziss und Goldmund“ fängt so an: ein neuer Schüler trifft ein, ihn umgibt die Aura des Besonderen, und damit stellt sich nur noch die Frage, wann die beiden es schaffen, sich ihre Gefühle füreinander zu gestehen. Im Vergleich zu diesem Muster der „O-Bein-Geschichte“ sind die Gliedmaßen von „Eros und Asche“ gerade gewachsen, und Parallelen treffen sich bestenfalls, so versichert uns die Geometrie, im Unendlichen. Bodo Kirchhoff, Eros und Asche weiterlesen