Manchmal ist der höchste französische Literaturpreis doch fast so etwas wie ein schwuler Literaturpreis. Sind in der Vergangenheit schon mal Autoren wie Marcel Proust oder Yves Navarre ausgezeichnet worden, erhielt ihn im Vorjahr Jonathan Littell für seinen Roman über einen schwulen SS-Offizier und Massenmörder, so traf es in diesem Jahr mit Gilles Leroy einen schwulen Autor – obgleich der ausgezeichnete Roman „Alabama Song“ das Leben Zelda Fitzgeralds nacherzählt und somit höchstens indirekt ein schwules Thema verfolgt. Prix Goncourt für Gilles Leroy weiterlesen
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Hilfeaufruf von gay’s the word
Der schwule Buchhandel in der Krise? Vor nicht allzu langer Zeit berichtete Axel Schock in der schwulen Presse über das „Sterben“ unabhängiger schwuler Buchläden in den USA; wenig später eröffnete Peter Rehberg in Männer aktuell eine Debatte darüber, ob denn die schwulen Buchläden hierzulande überhaupt noch zeitgemäß seien. Und vor ein paar Wochen schließlich erreichte uns ein Hilferuf des Londoner Buchladens, der verzweifelt ums Überleben kämpft: „not enough people are buying their books here anymore“!
Bemerkenswert immerhin, dass die großen britischen Tageszeitungen Times, Guardian und Independent über die drohende Schließung ausführlich berichten.
Fraglich, nein undenkbar (man erinnere sich nur an zwei dramatische Konkurse in der schwulen Hochburg Köln), dass ein ähnlicher Fall hier außerhalb der gewogenen schwulen Presse überhaupt wahrgenommen würde.
Hier der Aufruf im Wortlaut:
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Hubert Fichte – „abgewickelt“
70. Geburtstag im März 2005, 20. Todestag im März 2006: Hörbücher mit Fichte-Texten erscheinen zum ersten Mal, Nachgelassenes wird veröffentlicht, die Geschichte der Empfindlichkeit endlich abgeschlossen, eine Fülle von Sekundärliteratur… Fast schien es so, als erlebte der schwule Hamburger Autor – wenn auch als Beat-Poet missverstanden – ein kleines Comeback.
Pustekuchen! Hubert Fichte – „abgewickelt“ weiterlesen
Partystimmung mit schwulem Massenmörder
Ungebrochen virulent ist das Klischee des schwulen Nazis. Konnte man vor kurzem in den Feuiletons hierzulande erleben, dass die Mitgliedschaft in der Waffen-SS zur Promotion eines Bestsellers ein wunderbar taugliches Mittel ist, so toppt ein Phänomen in Frankreich diese (Werbe-)Kampagne noch: Jonathan Littell schrieb mit „Les bienveillantes“ (erschienen bei Gallimard) einen Mega-Bestseller, den der Verlag jeweils 100.000-fach nachdruckt. Protagonist und Erzähler in Littells Roman ist ein SS-Einsatzgruppenleiter, Max Aue: Stalingrad, Massaker an jüdischen Ukrainern, Verehrer Ernst Jüngers, Muttermörder – und stockschwul! Endlich ein Bericht aus der Täterperspektive, jubelt das Feuilleton, Partystimmung mit schwulem Massenmörder weiterlesen