„Ruf mich bei deinem Namen“ erzählt eine Erinnerung des Autors an die Zeit des Erwachsenwerdens und ist in vielem durchaus vergleichbar mit Stadlers „Komm, wir gehen“. Ein 17jähriger Sohn aus gutbürgerlicher Familie gibt sich vom Moment der ersten Begegnung an vom deutlichen älteren Sommergast der Familie in den Bann geschlagen. Gründe dafür werden nicht genannt, möglicher Weise ist es ganz einfach der Altersunterschied von knapp zehn Jahren, die Tatsache, dass der Gast allgemein wie ein Erwachsener behandelt wird und sich auch so benimmt, aber als konkreter Mensch seinem jungen Bewunderer noch gar nicht so weit voraus ist. Aciman, „Ruf mich“ und Kotte, „Abriss“ : Heteros schreiben schwul weiterlesen
Archiv für den Monat: Juli 2008
Toibins James-Roman und die Wunder der Philologie
Toibin ist als Autor offenbar fasziniert von Menschen mit Charakterschwäche jeden Ausmaßes, und wie schon in der „Geschichte der Nacht“ nähert er sich auch hier seiner durchaus anrüchigen Hauptfigur scharfsichtig und ohne moralische Wertungen. Anti-Helden mit solcher Strahlkraft werden nicht oft geschaffen – Toibin schreibt Lehrstücke, ohne zu belehren, ein menschlich ausgesprochen sympathischer Zug, und mit beeindruckender Kunst literarisch realisiert.
Wie Bartlett am Beispiel Wildes das Bild einer Epoche schwuler Londoner Geschichte malt („Who was that man“), so malt Toibin anhand der Biografie Henry James‘ ein Bild der wahrhaft anständigen Gesellschaft der vorigen Jahrhundertwende, zu der dazuzugehören James zeitlebens das größte Anliegen war. Toibins James-Roman und die Wunder der Philologie weiterlesen
Murathan Mungan und die Sehnsucht nach Philologie
Mungan, Palast des Ostens: Fünf Erzählungen über Liebe und Freundschaft vor dem Hintergrund Osttürkischer Natur und Stammeskultur sowie der dortigen Legenden und Märchen. Dem deutschen Leser bleibt manches unklar. Murathan Mungan und die Sehnsucht nach Philologie weiterlesen
Die rote Reihe – wie ergiebig ist Erotik?
Mit der „roten Reihe“ hat Männerschwarm vor 4 Jahren („Davids Sommer“) literarische Schreibweisen in die erotische Literatur zurück geholt. Ob „Therèse Philosophe“, ob Mutzenbacher, Sacher-Masoch oder „Geschichte der O“, oder auf schwul: ob der „Schüler Alkibiades“, de Sade, oder die „Sünde von Sodom“ – explizite Erotik war stets Teil der Literatur, und erst die Spießigkeit der Moderne hat sie in Vergessenheit geraten lassen.
Natürlich gab es immer billigen Sexkram. Muskeln, große Schwänze, Duschräume, scheue Blicke, und fertig war die Wichsvorlage. Eine Beschreibung sexueller Vorgänge fand man dort kaum, die Erotik wurde durch die ewig gleichen Schlüsselreize heraufbeschworen (Internat!), mal mehr, meistens weniger erfolgreich.
Diesem Missstand wurde durch bisher 8 kleine rote Bücher Abhilfe geschaffen:
http://www.maennerschwarm.de/Verlag/htdocs/erotik.html
Nun stellt sich die Frage: Soll es weiter gehen? Und wenn ja: wie? Es wäre schön, wenn sich dazu hier ein paar Meinungen einfangen ließen. Die rote Reihe – wie ergiebig ist Erotik? weiterlesen