Wenn man erst mal sensibel geworden ist für eine Sache, begegnet man ihr plötzlich allerorten. So geht es mir mit den „schwulen Nachbarn“ aus der Perspektive der Heterosexuellen, den Begegnungen heterosexueller Figuren mit dem Schwulen in der – wie soll man sagen? – heterosexuellen Literatur. (Habe ich nicht eine Anthologie unter diesem Titel herausgegeben? :-)) Wenn im wirklichen Leben ein heterosexueller Mann zwei Männer innig umarmt sich küssen sieht, so meine These, löst das etwas bei ihm aus. Aber was? Was macht die Literatur aus solchen „Konfrontationen“? Wenn heterosexuelle Figuren einer „schwulen Situation“ begegnen, die sie also solche wahrnehmen – was sehen sie dann? Zwei jüngst gelesene Beispiele möchte ich anfügen, die sich unterscheiden wie Tag und Nacht.
Thomas Hettches Roman „Woraus wir gemacht sind“ war eine der bemerkenswerten Neuerscheinungen des letzten Herbstes – nominiert für den deutschen Buchpreis. Ein deutscher Held kommt nach New York, fährt von dort aus nach Marfa in der texanischen Wüste und ist am Ende in Los Im Restaurant: Schwule Tischnachbarn in der Literatur weiterlesen