Alle Beiträge von Detlef Grumbach

Über Detlef Grumbach

Detlef Grumbach gehört zum Team von Männerschwarm und arbeitet obendrein als freier Kulturjournalist. Schwule Bücher machen, sie "verkaufen" und Literatur insgesamt beobachten - das soll sich hier niederschlagen.

Schöne Knaben auf wilden Wiesen

„Schön waren die braunen Augen von Hans-Peter, Bernds Po und Günters kupfernes Glied. Wie merkwürdig, der rotharige Klassenclown hatte dieses Ding, das aussah, wie auf dem Sprung; Ergebnis meiner Studien im Umkleideraum der Schwimmhalle. Niemand aber erreichte Niklas mit seinen apfelroten Wangen und seinem ausrasierten Nacken.“

Wilde WiesenUlf Erdmann Zieglers Schreiben (aus seinem Roman „Hamburger Hochbahn“ habe ich hier schon mal ein kleines Stück präsentiert) ist sehr autobiographisch geprägt. Jetzt ist eine „Autogeografie“ unter dem Titel „Wilde Wiesen“ erschienen, eine Hommage an die Orte, die seine Kindheit Schöne Knaben auf wilden Wiesen weiterlesen

Bella Block, Gianluca und Hippolytos

Phaedra liebt ihren schoenen Stiefsohn Hippolytos, doch der hat keine Augen fuer sie. Als begeisterter Jaeger dient er allein Artemis. „So jedenfalls sagt es die vornehme Ueberlieferung“, erklaert Bella Blocks Geliebter Kranz in Doris Gerckes neuem Krimi „Schweigen oder Sterben“: „Ich wuerde sagen, der Junge war ganz einfach schwul und wollte deshalb von Phaedra nichts wissen.“

Wie dem auch sei, die Sache hatte toetliche Folgen. Genauso wie fuer Gianluca, der die Liebe seiner Stiefmutter Anabella nicht erwidert und vor dem Haus seiner richtigen Mutter erschossen wird. Bella hat sich zwar noch dazwischen gehechtet, aber … Und der schoene Sizilianer Gianluca ist tatsaechlich Bella Block, Gianluca und Hippolytos weiterlesen

PorNo! oder Porno! ??

Eine neue „PorNO!“-Kampagne und eine dazugehörige Debatte hat „Emma“ gestartet – gegen das Machtverhältnis in der Sexualität, sexuelle Ausbeutung, Gewalt, Beherrschung und Benutzung der Frauen durch die Männer. Iris Radisch schrieb dazu in der „Zeit“.

Emma // Iris Radisch: Das ewige Rein-Raus

Iris Radisch schreibt:

„Müssen Frauen sich im dreißigsten Jahr der Anti-Porno-Bewegung noch immer von Alice Schwarzer darüber belehren lassen, dass »rein genitale Sexualität« unweiblich, PorNo! oder Porno! ?? weiterlesen

Wahrnehmungsblockade bei „Schwulen Nachbarn“??

Wenn man als Herausgeber viele schöne Rezensionen und nur zwei negative zu einem Buch bekommt, soll man sich gemütlich zurücklehnen und zufrieden sein. Ich will mich auch nicht beklagen. Wenn ich hier trotzdem zu den beiden „Verrissen“ – so schlimm waren sie denn auch nicht! – etwas schreiben möchte, dann, weil sie Fragen aufwerfen.

Worum geht es in den „Schwulen Nachbarn“? Heterosexuelle Autorinnen sollen über ihr Verhältnis zu / ihre Begegnungen mit Homosexuellen schreiben. Ausgangspunkt der Anthologie war die Feststellung (nicht Klage!), Wahrnehmungsblockade bei „Schwulen Nachbarn“?? weiterlesen

„Radikal“ – ist Florian eher schwul oder eher arbeitslos

„Florian hat die Nummer 603 und es ist komplett sinnlos, dass er überhaupt hier ist.“

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So beginnt Uwe Szymborskis Roman „Radikal“. Florian ist der Held, und langsam aber sicher lernen wir ihn kennen: Auf dem Arbeitsamt in Magdeburg, in der Stadt, in seinen „rechten“ Kreisen.

Langsam kommt die Geschichte in Schwung, ein Anschlag wird geplant. Florian kommt zu spät, wacht dann im Krankenhaus auf und erinnert sich an kaum etwas. Das geschieht kurz vor der Mitte des 135 Seiten langen Texts. Auf Seite 59 ist Danny, der hübsche Zivi, im Krankenhaus erstmals aufgetaucht, auf Seite 69 beginnt der, sich etwas mehr für Florian zu interessieren.

Soweit so gut. Ein „schwules“ Buch? Oder das Buch über einen Jugendlichen in Magdeburg, der nichts mit dem Leben anzufangen weiß und in falsche Kreise gerät, irgendwie ins Schleudern gerät? Der zufällig auch noch schwul ist? Auf jeden Fall das Buch in einem „schwulen Verlag, der immer wieder darüber nachdenkt, was eigentlich „schwule“ Literatur „Radikal“ – ist Florian eher schwul oder eher arbeitslos weiterlesen

Homosexualität und Islam? Was sagt eigentlich Feridun Zaimoglu?

zett.JPGDas Thema Schwule und Muslime, antischwule Gewalt von jungen Männern mit Migrationshintergund kocht gerade mal wieder hoch. „Männer aktuell“ hat einen Themenschwerpunkt, der ganz nebenbei noch mal an die verflixte Gemengelage erinnert:
Die Bayern hätten bei der Debatte um den Einbürgerungstest für Ausländer die Frage nach dem Verhältnis zur Homosexualität eingebracht. Ausgerechnet die Bayern. Ging es ihnen darum, sich besonders homo-freundlich zu positionieren – oder wollten sie ihre Testperson in die Bredouille bringen? Was für ein hinterfotziges Spielchen, möchte man auf gut Bayerisch sagen. Die Grünen hätten den bayerischen Braten gerochen und dagegen Stellung bezogen. Dient das der Sache? Wer kocht hier welches Süppchen, bei dem dann „Homosexualität und Islam“ auf der Speisekarte steht?

Die „Hamburger Morgenpost“ und „Die Welt“ berichten über Vorgänge in Hamburg St. Georg. Einen Auflauf und Bedrohungen Homosexualität und Islam? Was sagt eigentlich Feridun Zaimoglu? weiterlesen

Antinazi Filbinger

„Schädlinge am Volksganzen jedoch, deren offenkundiger verbrecherischer Hang immer wieder strafbare Handlungen hervorrufen wird, werden unschädlich gemacht“

– so zitiert das Homo-Blatt „Him“ in seiner Ausgabe vom September 1979 eine Arbeit über die nationalsozialistische Strafrechtsreform 1935. Zu den „Schädlingen“ wurden auch die Homosexuellen gezählt. Autor der Zeilen: der gerade verstorbene Hans Filbinger. Der „Gegner“ Antinazi Filbinger weiterlesen

Herman Bang – ein schwuler Autor ist erst noch zu entdecken

Am 20. April ist der 150ste Geburtstag des dänischen Autors Herman Bang

Bang„Die Isoliertheit der Kreatur, die Vergeblichkeit des Gefühls“, so Klaus Mann: „Bang hat kein anderes Thema.“ Sein Vater Thomas schreibt, er fühle sich Herman Bang „tief verwandt“, erklärt später, er habe „alles gelesen und viel gelernt“. Die Bewunderung Klaus Manns, die Nähe des Vaters zu Herman Bang, haben neben literarischer Wertschätzung eine tiefe, biographische Ursache: ihre Homosexualität. Bang hat aber – anders als Thomas Mann – seine Homosexualität nie kaschiert, wird auch mit Oscar Wilde in einem Atemzug genannt, machte Skandal. Dafür musste er zahlen. Er wurde als „Fräulein Hermine Bang“ verspottet, in einer Weise öffentlich angeprangert, dass er sogar das Land verlassen musste. In seinen Büchern taucht Homosexualität indessen nur in zartesten Andeutungen auf – in der Art, wie in „Das graue Haus“ ein junger Mann mit seinem „armenischen Diener“ umgeht, wie im selben Roman ein „schlanker Diener“ gezeichnet wird, wie in der Erzählung „Sommerfreuden“ ein Herr Verner mit seinem Begleiter auftaucht, der stets der „Gebräunte“ genannt Herman Bang – ein schwuler Autor ist erst noch zu entdecken weiterlesen

Im Restaurant: Schwule Tischnachbarn in der Literatur

ziegler.jpgWenn man erst mal sensibel geworden ist für eine Sache, begegnet man ihr plötzlich allerorten. So geht es mir mit den „schwulen Nachbarn“ aus der Perspektive der Heterosexuellen, den Begegnungen heterosexueller Figuren mit dem Schwulen in der – wie soll man sagen? – heterosexuellen Literatur. (Habe ich nicht eine Anthologie unter diesem Titel herausgegeben? :-)) Wenn im wirklichen Leben ein heterosexueller Mann zwei Männer innig umarmt sich küssen sieht, so meine These, löst das etwas bei ihm aus. Aber was? Was macht die Literatur aus solchen „Konfrontationen“? Wenn heterosexuelle Figuren einer „schwulen Situation“ begegnen, die sie also solche wahrnehmen – was sehen sie dann? Zwei jüngst gelesene Beispiele möchte ich anfügen, die sich unterscheiden wie Tag und Nacht.

HettcheThomas Hettches Roman „Woraus wir gemacht sind“ war eine der bemerkenswerten Neuerscheinungen des letzten Herbstes – nominiert für den deutschen Buchpreis. Ein deutscher Held kommt nach New York, fährt von dort aus nach Marfa in der texanischen Wüste und ist am Ende in Los Im Restaurant: Schwule Tischnachbarn in der Literatur weiterlesen

Scharfe Cover? Scharfe Stimmen!

liefers.jpgWir debattieren hier (lange her schon!) darüber, mit was für einem Cover man sich in der U-Bahn sehen lassen möchte oder nicht.

Auf die Frage, was aus dem MP3-Player so tönen darf, kann, sollte, sind wir dabei noch gar nicht gekommen!

Das macht uns die „Petra“ jetzt vor.
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Sie bewirbt ihre neue Hörbuch-Edition vor allem mit den „scharfen Stimmen“!

In „seidenzarter Ausstattung“ für nur EUR 14,95 pro CD lesen Christian Redl, Jan Josef Liefers, Michael Mendl, Axel Prahl und viele andere Monat für Monat eine geile Geschichte.

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Und das Foto gibt es dann aber auch noch dazu!
Fotos von Gabo – zitiert aus www.petra.de.

Von Petra lernen heißt siegen lernen.