Leuchtspielhaus ohne Film

Das Leuchtspielhaus funkelt in schönen Farben, aber anscheinend wird kein Film gezeigt: statt eines Romans beschreibt Leif Randt unentwegt eine Szenerie ohne Handlung. Auf den ersten Seiten ist sein Neu-Sprech ein verblüffendes Erlebnis: „Ich blicke in zweite Stockwerke hinein. Den oberen Etagen unterstelle ich ambitionierte Teenager. Ich denke, dass sie in ihren kargen Zimmern aus Dosen trinken und neue Schweizer Statements nachstellen, dass sie auf Teppichfliesen kauernd Buntpapierbahnen zu Wolfsköpfen und Delfinen zuschneiden.“ Ich habe mich deshalb, wenn auch zwei Jahre zu spät, geradezu begierig über den Text hergemacht – um dann festzustellen, dass das schon alles war. Zwar purzeln von Satz zu Satz die bunten Steine wie im Kaleidoskop in immer neue Anordnungen, aber es bleiben geometrische Formen ohne weitere Bedeutung. Ihre Schönheit ruht in edler Bescheidenheit in sich selbst.
Man denkt beim Lesen sofort an Philipp Tinglers Debut „Schöne Versuche“, ein Titel, den Randt sicher auch gern genommen hätte, wenn er noch frei gewesen wäre. Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass die gegenwärtige Misere des Buchmarkts unter anderem die Folge einer belanglosen Literatur sein könnte, die sich nichts sehnlicher wünscht als wie eine zarte Blumenvase auf eine Etagere gestellt zu werden, wo sie den Betrachtern ein kleines „wie hübsch“ entlocken möchte.
Leider lässt sich an „Leuchtspielhaus“(im Vergleich zu Tingler) wieder einmal ablesen, dass hübsche Nichtigkeiten nun einmal das Metier homosexueller Autoren sind, denen es zumeist gelingt (Tingler immerhin im ersten Buch), dem Wortgeklingel ihre typische melancholische Note gewissermaßen als basso continuo zu unterlegen. Heterosexuelle Zickigkeitsversuche bleiben dagegen leicht im Pubertären stecken, wie auch hier.
Trotz allem: ich mag gar nicht böse über „Leuchtspielhaus“ schreiben, weil mich die Lesung Randts im Rahmen von „HAMLIT“ und die ersten fünfzig Seiten so sehr gefreut haben. Aber vielleicht sagt das mehr über die sprachliche Ödnis der Gegenwartsliteratur als über Leif Randt, den man ruhig noch ein wenig im Auge behalten sollte.

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