Dieses Thema braucht keinen Anlaß.
Ich habe trotzdem einen. Meiner ist, daß ich eben die Lektüre von Wolfgang Kuhoff, Diokletian und die Epoche der Tetrarchie angefangen habe. Warum ich das lese? Wer liest sowas? Wer interessiert sich für sowas? Noch dazu ein 1000-Seiten-Werk: Wer gibt dafür Geld aus?? Herzlich wenige, und so hat die Wissenschaftliche Buchgesellschaft seinerzeit abgewunken, als Kuhoff das Buch veröffentlichen wollte (als sie den Umfang gesehen hat und wohl die Druckkosten mit dem späteren Buchpreis und dann mit den notwendigen Käuferzahlen und der bei so einem Thema zu erwartenden Käuferzahl verglichen hat), und so hat Kuhoff es bei Peter Lang (2001) gemacht.
Unverzichtbar, das Buch, nebenbei bemerkt.
Aber welcher Autor kann einen Tausendseiter bei Lang quasi verschleudern? Denn Tantiemen wird Kuhoff dafür ja wohl kaum bekommen (haben)
Ein verbeamteter Historiker kann sowas machen, dessen Lebensunterhalt nicht von seiner Produktion abhängt.
Ein schwuler Autor oder ein Autor, der sich einer schwulen Thematik widmet, hat kaum mehr Käufer zu erwarten als ein Historiker, der sich mit so einem Orchideenthema beschäftigt.
Die Sollorzsche Eignung –
sicher eines der allerbesten Bücher der letzten Jahre –
wird für 16,80 Euro verkauft. Der Autor kann etwa 10 % vom Ladenpreis als Honorar erwarten. Nehmen wir an, das Buch hat eine 2000er Auflage (ich hoffe, es hatte eine weit, weit höhere!) – die 2000 sind restlos verkauft – dann hat er daran … Taschenrechner, hilf! … 3360 Euro verdient. Kann man auf Hartz-IV-Niveau leben und dabei kreativ sein, kann man davon (bei geschätzten 650 Euro/Monat) 5,17 Monate leben.
Kann man aber so ein Buch in 5,17 Monaten schreiben?
Das beinhaltet: die gesamte kreative Leistung, die künstlerische Herausforderung, das Schreiben an sich, den Handlungsbogen, den Spannungsbogen entwerfen und ins Auge fassen, die laufenden Anpassungen des vorher Geschriebenen vornehmen.
Das beinhaltet: Das gesamte Konzept für das nächste Buch entwickeln, denn das muß der Autor ja sofort anschließend in Angriff nehmen, will er das Hartz-IV-Niveau halten.
Das beinhaltet: Er muß sofort nach Manuskriptabschluß einen Verleger finden. Der Verleger wird natürlich lektorieren, und damit beinhaltet das halbe Jahr auch die allfälligen Überarbeitungen (ein kluger Autor ignoriert die Stimmen der Leser, insbesondere der Profis nicht einfach).
Das beinhaltet: Die gesamte sonstige Vermarktung. Wenn er Glück hat, ein paar Lesungen, die irgendwie finanziert haben, und deren Honorar hoffentlich nicht unter dem Tagessatz liegt, den er für die Tage braucht, während der er für die Lesungen unterwegs und aus allem Schaffen rausgerissen ist. Das beinhaltet also auch, sich in die Welt des aktuellen Romanprojektes wieder reinzufinden.
Ein dermaßen sorgfältig, wohlformuliertes, gutgebautes Buch zu schreiben braucht aber – meiner Einschätzung nach – deutlich mehr Zeit als 5,17 Monate.
Aber die Rechnung steht und fällt natürlich mit dem Honorar, also mit der Auflagenhöhe.
Solange der schwule und der heterosexuelle Buchmarkt so gänzlich von einander abgekoppelt sind, kann ein schwuler Autor bzw. ein Autor, der ein schwules Thema behandelt, nur mit schätzungsweise 5 % des gesamten Lesepublikums rechnen. Erhebt man einen gewissen literarischen Anspruch, fallen von den 5 % vielleicht 80-90 % weg. Wie viele potentielle Leser bleiben jetzt? Bitte auf zwei Stellen hinter dem Komma ausrechnen!
Bei den Lesben sieht es sicher ähnlich aus. Zwar sind Frauen im Allgemeinen leselustiger, aber dafür erreicht der Prozentsatz homosexueller Frauen wohl nicht 5 %.
Das läßt nur zwei Schlußfolgerungen zu:
1. Heutzutage ein Buch mit schwuler/lesbischer Thematik zu schreiben ist ökonomischer Selbstmord.
2. Schwule Autoren und lesbische Autorinnen brauchen DRINGEND Förderung!
Ich nehme Deinen Text durchaus ernst. Aber ich glaube, dass vor allem auch die Leser der Förderung vorerst bedürften! 😉
Lieber Klaus Berndl, Ihrer ersten Schlussfolgerung kann man wohl nur zustimmen. Die zweite hingegen ist problematisch, weil sie eine unausgesprochene Prämisse enthält: Dass es die Werke schwuler Autoren (und lesbischer Autorinnen) geben soll. Das in Frage zu stellen, mag seltsam erscheinen (zumal auf diesen Seiten), aber es scheint mir die zentrale Frage: Soll es „schwule Literatur“ überhaupt geben und wenn ja warum?
Diese Frage müsste nämlich, scheint mir, vorab beantworten können (oder sich beantworten lassen), wer die geforderte Förderung leisten soll. Insbesondere, wenn es um Fördermittel der öffentlichen Hand geht. Was ist es, das „schwule Literatur“ leistet und was gesellschaftlich erwünscht ist? Aus welchem Grund soll sie auch dort, wo sie bzw. ihre Produzenten das nicht über den Markt schaffen, ermöglicht werden?
Darf ich voraussetzen, dass man mir glaubt, diese Frage weder als Literaturhasser noch als neoliberaler Privatisierer zu stellen? Aber gestellt werden muss sie, finde ich. Man kann doch nicht einfach fraglos davon ausgehen, „schwule Literaur“ ist sowieso ganz doll wichtig, also muss irgendwer Kohle rausrücken, damit es sie geben kann.
Literaturförderung gibt es bekanntlich ohnehin. Wie auch Förderung vieler anderer kultureller Bereiche. Mit welcher Begründung soll nun von wem eine eigene Förderung „schwuler Autoren“ (und lesbischer Autorinnen) gefordert werden?
Und dann kommen mir weitere Fragen: Was bedeutet es, in einer Ausbeutungsgesellschaft eine geschützte Nische zu beanspruchen? Ich selbst lebe unterm Existenzminiumun und hätte überhaupt nichts dagegen, bei irgendeiner Förderstelle einen Roman anzumelden und dann vom (angekündigten) Schreiben leben zu können. Als kleinen Schritt in Richtung des bedingungslosen Grundeinkommens – warum sollten nicht alle zu „schwulen Autoren“ und damit förderungswürdig werden dürfen? -, fände ich das sogar begrüßenswert.
Wenn ich mir aber vorstelle, wie das im real existierenden System vermutlich abliefe, so mit Gremien und Kriterienkatalogen und Vergabebedingungen, dann weiß ich nicht, ob ich mir das als Lesender und Schreibender wirklich wünschen soll. Würden am Ende nicht doch nur die (halt nicht an den Markt, aber ans Förderungssystem) Angepassten gefördert und die Unangepassten gingen leer aus? Was wäre gewonnen?
1. Es ist völlig unstrittig, daß auch andere Gesellschaftsgruppen Unterstützung verdienen. Die Frage nach Grundeinkommen etc. gehört trotzdem nicht zum Thema.
2. Die Frage nach der Existenzberechtigung homosexueller Belletristik kann man schon stellen. Aber ich für meinen Teil weigere mich, sie zu beantworten. Denn dahinter sehe ich die Frage nach der Existenzberechtigung der Homosexualität, von der deren Literatur nur eine Ausdrucksform ist.
3. Ansprechpartner ist meiner Meinung nach nicht einfach nur der Staat (welcher auch, und woher soll der denn das Geld nehmen – es muß doch zunächst … finanziert werden), sondern durchaus auch diejenigen, die es betrifft, also die Homosexuellen aller Geschlechter. Man muß schon auch selber was für seine Interessen tun (und wenn man das nicht will – warum soll dann jemand auf das eigene Jammern hören?).
Ist das „gesellschaftlich Erwünschte“ immer deckungsgleich mit dem, was für eine Gruppe der Gesellschaft erwünscht ist? Das Kollektiv steht über dem Einzelnen?
Und das Zweite: Was der Markt nicht honoriert, gehört nicht honoriert … van Gogh hätte legitimerweise verhungern sollen … anders gesagt: Was der Markt honoriert, braucht keine Förderung mehr. Was der Markt nicht honoriert, ist nicht zwangsläufig schlecht, wertlos (die Wahrscheinlichkeit ist größer, daß es innovativer, zukunftsweisender, wertvoller ist).
Es ist gesamtgesellschaftlich und sogar ökonomisch durchaus sinnvoll, Einzelnes, „Abweichendes“ zu fördern.
4. Daß es Literaturförderung bereits gibt, daß sich daran auch homosexuelle Autoren/Autorinnen beteiligen können und daß es durchaus auch Chancen für sie gibt, ist bekannt. Ob die Chancen mit schwullesbischen Themen geringer sind als mit heterosexuellen, wäre zu untersuchen (durchaus möglich, ich will´s aber nicht einfach so behaupten). Wenn es aber um die Förderung von speziell schwuler/lesbischer Literatur geht, braucht es dafür ein eigenes Instrument.
Wieso im Bereich der Literatur so leichterhand auf die Emanzipation verzichten?
5. Da es (was eigentlich?) irgendwie organisiert werden müßte, müßte ein irgendwie zu bildendes Gremium darüber entscheiden und müßte auch „Kriterienkataloge“ dafür haben. Genauso wie bei allen anderen Entscheidungsgremien auch. Bei schlichtweg allen Entscheidungen in jedem Bereich.
Derzeit sollte eine Autorin / ein Autor sich möglichst nach Kriterien der Marktgängigkeit orientieren, wenn sie/er etwas verlegt haben will. Ist es dann nicht eher ein Gewinn, eine zweite Stelle zu haben, die ein Werk nach anderen Kriterien beurteilt, das Schaffen ermöglicht?
Warum sollte man willkürlich die Frage nach den Entstehungsbedingungen „schwuler Literatur“ von den Entstehungsbedingungen von Literatur überhaupt und den Entstehungsbedingungen von irgendetwas, was Menschen am Kreativem leisten, abkoppeln? Wie kann man die Forderung nach Förderung „schwuler Literatur“ erheben, ohne zu bedenken, innerhalb welcher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedingungen sie stattfinden müsste? Die Frage, wer wovon lebt oder leben soll, gehört meiner Meinung nach sehr wohl zur Diskussion (und damit auch das Grundeinkommen).
Hat hier irgendjemand behauptet, was nicht marktgängig sei, habe kein Existenzberechtigung? Ich sicher nicht. Aber die Frage muss doch erlaubt sein, warum manche (sehr wenige) Autoren vom Verkauf ihrer Bücher leben können und andere (die meisten) nicht. Und warum das, was offensichtlich nur sehr wenige lesen wollen, von sehr vielen mitbezahlt werden soll. (Vom Staat war bei mir nur aus Gründen des Realismus die Rede; dass irgendeine Literaturförderung ausschließlich von „Homosexuellen aller Geschlechter“ gestemmt werden könnte, ohne öffentliche Zusatzmittel, sehe ich nicht. Das könnte man auch leichter haben: Die Zielgruppe kaufte einfach mehr gute Bücher …)
Sie scheinen, lieber Klaus Berndl, sehr feste Vorstellungen davon zu haben, was „schwule Literatur“ ist. Ich habe die nicht. (Irgendwelche formellen Definitionen ließen sich finden, gewiss, aber ob das Literatur betrifft, die ich lesen möchte?) Erst recht habe ich nicht die geringste Ahnung, was um Himmelswillen „schwullesbische Themen“ sein sollen. Schon deshalb nicht, weil ich nicht glaube, dass es diese „Schwullesben“ irgendwo gibt … Ich zumindest kenne keine.
Emanzipation, ein großes Wort. Ob diese ausgerechnet durch eine geschütze Werkstätte mit dem Etikett „geförderte schwule (lesbische, bisexuelle, transgendered) Literatur“ zu erreichen ist? Wäre das nicht eher ein Rückzug, eine Selbstghettoisierung, ein Verzicht auf Mitmischen im Gesamtgesellschaftlichen?
Mir würde es völlig genügen, wenn in dieser Hinsicht gute Verlage gefördert würden (so viele sind’s ja nicht). Die ermöglichen gute Bücher, honorieren die Autoren, organisieren Öffentlichkeit, geben Debatten Raum (wie hier) uswl. usf. Und die beste Verlagsförderung besteht immer noch im Kauf von Büchern, oder?
Lieber Klaus,
ich verstehe Deinen Unmut, aber in diesem Fall muss man sagen: es ist nie „besser“ gewesen. Mein Lieblingsbeispiel aus der Geschichte nach 45 ist Böll, der (vorm Nobelpreis) sein Archiv verkaufte (das, was jetzt in Köln in die U-Bahn gefallen ist), damit er die letzten Jahren seines Lebens das Gehalt eines kommunalen Dezernenten bekam. Länger zurück wirds unerfreulicher, aber die Autoren waren den Kummer noch eher gewohnt oder sie gehörten zu einer Mittelschicht, die auf bescheidene Weise nicht auf Einkommen angewiesen war. Ich glaube, unter den Klassikern und modernen Klassikern wirst Du praktisch niemanden finden, der vom Schreiben leben konnte. Thomas Mann lebte von der Mitgift Katjas, etc.
In neuerer Zeit haben sich in Deutschland verschiedene Instrumente der Kulturförderung entwickelt, und in diesem Kontext ist es dann allerdings unverschämt, wie komplett die Literatur dabei ignoriert wird. Ich stehe immer wieder fassungslos vor der Tatsache, dass die Filmförderung das Schreiben des Drehbuchs fördert, auch und gerade, wenn nachher gar kein Film entsteht. Vom Horror des Regietheaters ganz zu schweigen, das sich ja nur aufgrund großzügiger Förderung etablieren konnte – wenn die Häuser von Eintrittsgeldern leben müssen, sähe manches anders aus.
Die diesjährige Buchpreisträgerin – über die auch manches zu sagen wäre, was hier aber nicht hingehört – veröffentlicht bei Jung und Jung, einem österreichischen Verlag mit deutschem Verleger. Herr Jung war so klug, seinen Verlag in Salzburg zu gründen, denn in Österreich (wie in der Schweiz) gibt es nennenswerte Förderung für Verlage. Allerdings muss man dann einen großen Teil seiner Zeit in Österreich verbringen, hm.
Falls Du Wilhelm Meister gelesen hast, dann weißt Du, dass dort das Publikum ein Theater einfordert, das über die „dressierten Affen“ aus Frankreich hinausgeht, und den Theaterleuten in diesem Sinne mit Anregungen zur Seite steht. Das ist die einzige Möglichkeit, um Missstände in der Kunst abzuarbeiten. Wenn nicht das Publikum, sondern die Künstler sagen, die Welt brauche eine bessere oder andere Kunst, werden sie nichts bewirken. Dächten ihre Leser das auch, würden sie ja massenhaft die Werke dieser Propheten kaufen.
Natürlich „brauchen“ wir Schwules in der Literatur, wenn wir daran glauben, dass Literatur ein wichtiges Medium der Reflexion sozialer Befindlichkeiten ist. Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist, „es“ zu tun – soweit es sich mit den vorhandenen Mitteln eben bewerkstelligen lässt. Von Zeit zu Zeit kotzt man sich dann aus und arbeitet anschließend weiter. Auch zum Auskotzen lädt dieser Blog jederzeit ein!
Das hoch subventionierte Regietheater mag uns als Warnung dienen – wer weiß, welche Fehlentwicklungen eine ebenso subventionierte Literatur hervorbrächte! (Aber bisschen was könnten sie uns und Euch ruhig geben!)
D’accord. Aber bitte nicht die Theaterleute als Prügelknaben und Milchmädchen heranziehen. (Das gängige Schimpfwort „Regietheater“ sollte zudem spätestens seit Kehlmanns Salzburger Dummschwätzereien verpönt sein.) Es ist schon gut und richtig, dass dort die öffentliche Hand aushilft, damit Eintrittskarten bezahlbar bleiben. (Dass man sich manche Inszenierung anders wünscht, steht auf einem anderen Blatt.)
Den warnenden Hinweis auf die real existierende Subventionspolitik finde ich jedenfalls wichtig. (Ö. ist insofern mit D. schwer vergleichbar, weil dort Kulturpolitik Bundessache ist und nicht bloß auf Länder und Kommunen abgewälzt wird.)
Mir scheint der Angelpunkt der Förderung von Literatur (im Allgemeinen und auch schwuler) tatsächlich das Verlagswesen zu sein. Gewitze Verleger mischen doch nach Möglichkeit gut Verkäufliches und solches, das ihnen auch ohne in aussicht stehende erhebliche Verkaufserlöse veröffentlichungswürdig erscheint, in ihrem Angebot. Davon haben alle was: der Verlag, die Autoren, die Leser von nicht mehrheitsfähiger Ware. Korrigieren Sie mich, Herr Bartholomae, wenn ich mich täusche, aber ist das nicht genau die Strategie des Männerschwarmskriptverlages?
Kurzum: Vielfältige Förderung ja, absondernde Schutzräume nein. Mehr Preise, mehr Stipendien, mehr Verlagsförderung: gut und schön. Gremienschiebereien und Subventionsbürokratie: nein danke.
Die Gedanken von Thommen („auch Leser bedürfen der Förderung“) und Goethe-Bartholomae („das Publikum muss fordern“) halte ich für unbedingt zustimmungswürdig. Aber ich habe keine Idee, wie man das BEWIRKEN soll. Zumindest nicht, wie anders als durch das Lesen guter Texte, das Schreiben guter Texte und das Verlegen guter Texte. Und das ist ja nun wirklich nichts Neues.
Im Übrigen: Ich halte mich viel in Österreich auf, da ich hier wohne. Wenn also ein einschlägiger Literaturverlag seinen Geschäftssitz hierher verlegen möchte (zum, Beispiel aus Hamburg), stehe ich nicht nur zur Entgegennahme allfälliger Subventionen gern zur Verfügung …
Das Problem, das Klaus schildert, trifft nun wirklich heterosexuelle und homosexuelle AutorInnen gleichermaßen. Ich weiß nicht einmal, ob die Abkoppelung des schwulen vom heterosexuellen Buchmarkt insgesamt eine Auswirkung hat, im Einzelfall vielleicht.
Deshalb ein paar Worte zur Literaturförderung:
Ich weiß nicht mehr, woher ich die Zahl habe: 2000 Literaturpreise bzw. Stipendien gibt es wohl in Deutschland. Das ist ja – zumindest teilweise – Literaturförderung. Manche sind ausdrücklich Förderpreise (für Debüts und/oder junge AutorInnen), aber auch viele etablierte AutorInnen verdienen so wenig mit ihren Büchern, dass sie auf Preise angewiesen sind, gut verdienende PartnerInnen haben oder einer anderen beruflichen Tätigkeit nachgehen müssen. Nun mag man streiten, wie die Preise eingesetzt werden. Mancher Preis wird wohl vor allem an bekannte AutorInnen vergeben, um den Preisstifter mit dem berühmten Namen zu schmücken, anstatt einem unbekannten, aber interessanten Autor ein paar Kröten und ein bisschen Aufmerksamkeit zu verschaffen. Manche Jury ist so einfallslos, dass sie erst mal schaut, wer den schon sonst ein paar Preise bekommen hat – da kann man dann wohl nichts verkehrt machen -, statt Trüffelschwein zu spielen und Talente zu entdecken. So entsteht dann eine Art Wanderzirkus der Preisträger und Stipendiaten, ein Zirkel, in den von außen hereinzukommen schwer möglich ist.
Dann gibt es hübsche Einrichtungen wir Vattenfall Lesetage, Lit Cologne, …, also von der Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen gesponserte Lesefestivals. Da AutorInnen auch von Honoraren leben, die für Lesungen gezahlt werden (manche „verdienen†mit Lesungen nach Erscheinen eines Buchs mehr als mit den Honoraren für die verkaufte Auflage insgesamt), ist das – neben der allgemeinen Werbung für Bücher und das Lesen – auch Literaturförderung. Auch hier kann man streiten, welche Konzepte hier entwickelt werden., auf was für Autoren gesetzt wird, aber es gibt sie erst einmal.
Dann gibt es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der einmal sehr viel mehr Sendeflächen für Literatur hatte, in aber noch immer hier und das Originaltexte lebender Autoren, also gegen Honorar, gelesen werden.
Viele dieser Literaturförderungen haben aber auch einen ganz und gar außerliterarischen Zweck, sollen den Namen eines ermordeten Bankvorstands in Ehren halten, den Namen einen Atomenergiekonzerns etwas angenehmer klingen lassen, … Warum sollte es nicht einen Preisstifter geben, der seinen Namen bei den Homos besser klingen lassen möchte, einen Homo, der die Literatur liebt und etwas für sie tun will, schwule Buchläden (danach wurde hier neulich noch gefragt) … Lösen kann er das Problem der „schulen Literatur†damit aber auch nicht, genauso wenig wie ein alle zwei Jahre ausgelobter Literaturpreis der schwulen Buchläden (nach dem hier neulich noch gefragt wurde) mit einem Preisgeld von 500 EUR. Wie viele Seiten lassen sich damit nach Klaus‘ Rechnung schreiben??
Ich glaube aber nicht, dass dies das Dilemma löst, in dem viele AutorInnen, auch schwule, sitzen. Auch wenn es im „heterosexuellen Literaturbetrieb†ein paar Glückskinder gibt, die sich einige Zeit von Stipendium zu Preis und Stipendium hangeln können (aber auch Sulzer wurde gefördert von Pro Helvetia, Geltinger bedankt sich auch hier und da, …) – vom Schreiben leben können AutorInnen am Ende nur über Auflage und Lesungen – und das gelingt eben nur wenigen. Das ist eine Frage des Marktes, auf dem Förderung Impulse geben kann, gegen den Förderungen aber wenig ausrichten können. Männerschwarm hat schon einmal die Verlagsförderung der Hamburger Kulturbehörde bekommen. Das hat uns einmal Luft holen lassen, und auch österreichische Verlage nehmen die Förderungen wohl gerne mit, leben können sie und ihre Autoren, fürchte ich, allein davon auch nicht. In einem der skandinavischen Länder, weiß nicht mehr, welches, soll es eine Art der Förderung gegen, dass jede Bibliothek jedes Buch einkauft – das sichert dem Verlag eine schöne „Erstauslieferungâ€, von der er die Druckrechnung bezahlen muss, den Autoren Honorare, und das Buch ist präsent!
Es macht keinen Sinn, als schwuler Autor mit literarischen Ambitionen mit der 5-%-Zielgruppe zufrieden zu geben und zu klagen, wie klein die „Zielgruppe†ist. Zielgruppen-„Literatur†macht Himmelstürmer – und das sogar erfolgreich. Ein literarischer Schriftsteller schielt nicht auf Zielgruppen, sondern auf hat etwas zu sagen, kann das nur in Form von Literatur und hofft auf LeserInnen.
Wichtig finde ich deshalb vor allem die Fragen,
– ob die Teilung des Marktes überwunden werden kann und ein oder zwei schwule Autoren mehr dann vielleicht vom Schreiben leben können (hier also etwas mehr Gleichberechtigung im Autoren-Präkariat entsteht),
– warum schwule Literatur am Markt (inklusive auf dem Rezensionsmarkt, auf dem Lesungsmarkt) so unterrepräsentiert ist.
Die Sehnsucht nach einer Förderung kann nicht die Sehnsucht danach ersetzen, in der FAZ und in der Taz, im Deutschlandfunk und bei den Vorlesern besprochen zu werden, bei Thalia und Hugendubel in den Auslagen zu liegen. Das bedeutet: Die Sehnsucht danach, dass sich nicht nur Homosexuelle, sondern ein größerer Kreis von LeserInnen dafür interessiert, womit sich ein schwuler Autor beschäftigt, was dessen „Probleme†sind, wie der auf dieselben Probleme, auf dieselben Verhältnisse blickt, in denen er/sie auch lebt.
Was hat einer also zu sagen und wie kommt er genau damit rein in den Literaturbetrieb? Oder: Warum interessiert sich kein Schwein für eine schwule Sicht auf die Welt? Warum findet sich niemand, der dieses Interesse weckt? Warum gelingt das so schwer und warum gelingt es dann manchmal, wenn es gelingt (ohne daraus dann Rezepte machen zu wollen)?
Ich schweife mal ab: Als der Bundespräsident sagte, der Islam gehöre zu Deutschland, gab es deutliche Kritik. Nicht, dass wir nicht zu „unserem Türken†zum Essen gehen oder die Gemüseauslagen nicht zu schätzen wüssten. Aber wenn der Islam zu Deutschland gehört, zu uns also, sollten wir uns dafür interessieren, wie den der Islam, also die Menschen, die wir mit ihm identifizieren, hier bei uns, mit uns, unter uns leben, wie die auf uns schauen, auf die Verhältnisse, die mehrheitlich wir eingerichtet haben, von gleich zu gleich, auf Augenhöhe, wie es so schön heißt. Kein „interkultureller Dialog†wäre das, sondern ein kultureller in einer dann allerdings anderen Kultur. Wir müssten uns ändern. Das geht dann doch ein kleines bisschen zu weit. Deshalb gibt es keine substanzielle Konfrontation mit solchen Leute, Irritationen durch sie, Interesse an ihnen, in der „deutschen†Literatur. Deshalb spielt „ihre†Literatur und die Irritationen, die wir bei ihnen auslösen, (Ausnahmen bestätigen die Regel) keine Rolle im deutschen Literatur … .
Zurück zum Thema: Gehören Schwule – trotz Homo-Ehe, Westerwelle und Hape Kerkeling, trotz gay-friendly-areas in deutschen Großstädten und nicht wenigen Friseursalons, zu Deutschland? Bewerben sich schwule Autoren um Förderpreise und Stipendien? Nutzen sie ihre Beziehungen (anders machen Heteros das in dem kleinen, überschaubaren Literaturzirkus auch nicht), um bei Preis-Jurys wenigstens mal vorzukommen? Was tun ihre Verlage, ihnen Lesungen außerhalb der üblichen Szene-Locations zu verschaffen? Wie sind die Erfahrungen??
Aber auch wenn, wenn schwule Autoren gleichberechtigt Anteil an Literaturförderung hätten und es keine Abkoppelung vom Markt mehr gäbe, könnten die wenigsten der schwulen Autoren vom Schreiben leben.
Detlef hat ja so recht, in allen Punkten!
Und ich würde noch einen Schritt weiter gehen: Warum muss man denn vom Bücherschreiben leben können?
Gegenfrage: Warum soll man von etwas anderem leben müssen als von dem, was einem wichtig ist? Warum sich in Brotjobs quälen, wenn man doch was anderes will – und vielleicht sogar kann? Gewiss, im Grunde sollte NIEMAND (nicht nur die schwulen Schriftsteller nicht) entfremdet arbeiten müssen, während er sich (so es dazu überhaupt noch kommt) das Eigentliche, Wesentliche, Sinnvolle für hinterher, dazwischen und abseits aufsparen muss; insofern, meine ich, kann die Situation schwuler Autoren nicht abgekoppelt betrachtet werden von der Situation von Autoren und Autorinnen allgemein und diese wiederum nicht abgekoppelt von den konkreten Erwerbs- und Lebensbedingungen überhaupt.
Schimpft mich angesichts der realen (Welt-)Wirtschaftsordnung ruhig einen romantischen Utopisten, aber die Forderung „Jeder nach seinen Fähigkeiten“ – und Schriftsteller können nun einmal, wenn sie’s denn können, das Schreiben am besten – „und jedem nach seinen Bedürfnissen“ ist immer noch das menschenwürdigste politische Programm. Dessen Verwirklichung wohl kaum bevorsteht, dass aber doch auch jetzt schon Kriterien bietet zur Beurteilung des Vorhandenen und vielleicht Möglichen.
Doch ich bin ja nicht wirklich naiv. Und genieße Detlef Grumbachs wunderbaren nüchtern-realistischen Beitrag. „Ein literarischer Schriftsteller schielt nicht auf Zielgruppen, sondern hat etwas zu sagen, kann das nur in Form von Literatur und hofft auf LeserInnen.“ Dem kann man eigentlich nur zustimmen, oder?
Und die Fragen, wie die Absonderung überwunden und der Unterrepräsentation gegengesteuert werden kann, halte auch ich für wichtig. (Darauf in etwa zielte ja auch mein „Förderung ja, geschützte Werkstätten nein“.)
Allerdings könnte der Versuch, mehr „Marktanteile“, also mehr Wahrnehmung, mehr Öffentlichkeit, mehr Teilhabe usw. zu bewirken, ERST EINMAL gegenläufig voraussetzen, dass die Abgesonderten und Unterrepräsentierten sich besser vernetzen, um GEMEINSAM oder zumindest im Bewusstsein von Gemeinsamkeit agieren zu können. Schreibende, Lesende, Verlegende, Verkaufende, Besprechende der „schwulen Literatur“ vereinigt euch!
Die 2000 Fördermaßnahmen, ja … Die Zahl 2000 spielt eigentlich keine so eine große Rolle. Vielleicht stimmt die Summe (aller) Fördermaßnahmen – vielleicht – aber jede einzelne spricht auch immer einen eingeschränkten Kreis an. Alter, Gattung, Geburts- oder Wohnort: alles Ausschlußkriterien, so daß für den Einzelnen nicht viele von den 2000 Möglichkeiten bleiben. Wie viele – vielleicht 60?
Um die man sich bewerben kann.
Wie groß ist die Summe an Hartz-IV-Geldern insgesamt, könnte man fragen, und diese Summe jedem Einzelnen, der Hartz IV bezieht (beziehen muß), entgegenhalten, der der Meinung sind, von dem Geld nicht leben zu können …: „Du kriegst doch 200 Mio. Euro“ (oder wie hoch die Gesamtsumme auch immer sein mag).
Ich wollte eigentlich nicht wieder polemisch werden …
Detlef hat darin recht, daß die überwiegende Mehrheit diese Fördermaßnahmen einen außerliterarischen Zweck haben. Es ist auch legitim, wenn z. B. eine Religionsgemeinschaft Literatur fördert, die ihren Ansichten entspricht.
Und genauso legitim ist es, wenn Schwule insbesondere schwule Literatur fördern.
Warum man von seiner Hände Arbeit leben können sollte? Wie ernst ist die Frage gemeint? 1. Das Rennpferd kann sich zwar als Ackergaul verdingen, wird aber niemals ein guter Ackergaul werden. Davon wird dann weder das Pferd noch der Bauer wirklich satt. Dagegen sind die Talente des Rennpferdes als solches verloren. Was auch ein gesamtgesellschaftlicher Verlust ist. 2. Wer von seiner Arbeit nicht leben kann, kann sich ihr nicht voll widmen. Die Literatur bleibt auf dem Amateurlevel stecken. 3. Die „Pausen“ zwischen dem Erscheinen der Werke wird viel zu lang: Hier setzt ein Teufelskreis an. Ein Verlag kann doch nur diejenigen Autoren pushen, die in zügiger Folge veröffentlichen. Wer das nicht kann, der kann auch nicht gepusht werden, und der kann folglich auch nicht den Status erringen, von dem aus er dann zügiger arbeiten/veröffentlichen kann. 4. Der Buchmarkt insgesamt wird einfach größer, interessanter, bunter, besser.
Verlagsförderung ist eine Sache, und gerechtfertigt.
Die Grenze zwischen den Literaturszenen zu überwinden ist eine andere, und auch gerechtfertigt.
Die Menschen, die die Literatur produzieren, fördern, ist eine dritte Sache. Und auch sie ist sinnvoll.
Meiner Meinung nach sollte man diese Ziele nicht gegeneinander ausspielen – das eine schließt das andere nicht aus.
Ich habe mal gehört, daß es in der UdSSR so war, daß die Tantiemen der Werke gerade der längst verstorbenen Autoren an den Schriftstellerverband gingen, der davon die sowjetischen Autoren finanziert hat. Der Gedanke ist äußerst reizvoll. Warum sollen Goethes Werke eigentlich so verschleudert werden? Darin steckt doch ein Wert … Vorschlag wäre, die Tantiemen der Autoren, auf die sie bzw. deren Nachfahren kein Anrecht mehr haben, einem zu gründenden Schriftstellerband zur Autorenförderung zu überlassen.
Ich habe ja nur recht „beschränkt“ innerhalb der Verhältnisse argumentiert, in denen wir leben. Den DDR-AutorInnen ging es zu DDR-Zeiten auch recht gut. Die machten nebenbei einen Zirkel schreibender Arbeiter, hatten eine Patenschaft zu einem VEB und haben eben obendrein Lesungen gehabt und richtig Auflage gehabt. Da hatte Literatur aber auch eine andere gesellschaftliche Funktion, eine „außerliterarische“ wie nach der Wende das Totschlag-Argument gegen die AutorInnen lautete. Tantiemen auf gemeinfreie Werke zugunsten lebender Autoren ist eine gute Idee, kommt mir bekannt vor – wer soll die durchsetzen? VS mit Ver.di und VG Wort? Bei wem? Dann sind wir bei Urheberrechtsfragen, vor allem im Web (Projekt Gutenberg, Google Books, …). Aber so was wird im Deutschen Kulturrat debattiert, in der KuPoGe, sonstwo, auf jeden Fall absolut jenseits der isolierten Frage, wovon schwule Autoren leben sollen.
Nun bin ich alles andere als ein neoliberaler Marktfetischist und Preise lösen das Problem auch nicht. Dann leben am Ende die Autoren wie die Maden im Speck und die Verleger darben weiterhin. (Männerschwarm erwirtschaftet knapp 1,5 Gehälter, die manch einem in die Tränen in die Augen treiben würden, aber wir haben uns das ausgesucht, wir wurschteln uns eben durch. Wenn man den Markt nicht akzeptiert, muss man sich entweder individuell dran vorbei schlängeln oder kollektiv über Alternativen nachdenken. Oder beides.
Das sind dann gesellschaftliche Alternativen, aber eine Debatte über ein Grundeinkommen wurde hier auch nicht als Perspektive akzeptiert. (Über Wolfgang Englers „Bürger ohne Arbeit“ wohl auch nicht.) In einer Gesellschaft, in der immer weniger Arbeit da ist, von der man gut leben kann, wäre das aber doch eine reizvolle Idee: Die Arbeit machen jene, die Lust dazu haben oder mehr Geld haben möchten als das auskömmliche Grundeinkommen, wer zu anderen Dingen Lust hat, die obendrein ja auch ihren Sinn haben, muss nicht betteln gehen und keine Existenzangst haben. Ich habe schon zweimal – in meiner Eigenschaft als freier Journalist (mein Zubrot, auch keine Goldgrube) mit Götz Werner gesprochen, der als Unternehmer, Arbeitgeber also, und Anthroposoph, dieses Grundeinkommen propagiert, weil er am liebsten Leute im Betrieb hat, die gerne arbeiten. Ich bleibe skeptisch, aber warum nicht der Sache mal auf den Grund gehen. Das mit der Vollbeschäftigung wird ja sowieso nichts mehr, wenn die Chinesen ihre Autos erstmal selbst bauen.
Kurz und gut: Der reiche Schwule, der sich ein kleines Denkmal setzen will und einen schwulen Literaturpreis stiften will, soll sich melden! Ansonsten lösen wir das Dilemma des Präkariats homosexuelle und heterosexueller AutorInnen und Hartz4-Empfänger nur im größeren Kontext. Daran geht kein Weg vorbei, auch wenn hier dann vielleicht der falsche Ort für die weitere Debatte ist.
Durchaus augenzwinkernd gemeintes PS:
Raddatz-Tagebücher 31. 10. 1996!!
… jetzt wollte ich hier nochmal nachmaulen, und zack, kommt Detlef, und ich kann nur wieder „hört hört“ schreiben: Hört, hört!
Und ja, meine Frage war ernst gemeint. Ich bin der festen Überzeugung, dass auf der Basis von „wir haben uns das ausgesucht, wir wurschteln uns eben durch“ bessere Bücher entstehen können als in dem ewigen Kreislauf von Welthass und Selbstmitleid, der durch ein Anspruchsdenken dieser Art in die Gänge kommt. Die Vorstellung, Kunst muss den Künstler zu 100% ernähren, andernfalls ist sie Amateurkunst, finde ich deprimierend und schlicht falsch.
So hat das Klaus Berndl, vermute ich jetzt einfach mal, auch nicht gemeint. Zwischen null und 100 Prozent wäre ja auch noch Spielraum. Ich denke, es geht schlicht darum, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob Schreiben Hobby oder Lebensinhalt ist. Weder das eine noch das andere führt zwangsläufig zu guten oder schlechten Texten. Dass sich aber ein Autor (auch stellvertretend) fragt, warum das, was er am besten zu können meint, unter den gesellschaftlichen Bedingungen nicht oder nicht ausreichend honoriert wird, halte ich für völlig legitim. (Wenngleich das Bild von Rennpferd und Ackergaul mir etwas zu biologisch ist.)
Im Übrigen warne ich davor, von der DDR oder Sowjetunion lernen zu wollen. Das hieße verlieren lernen. Nicht „den“ Autoren ging es gut, sondern nur denen, die mitmachten. Von den Gegenbeispielen stammen aber halt doch meist die interessanteren Texte. Die „sozialistische“ Literaturfreundlichkeit, auf die oft verwiesen wird, hatte bekanntlich den Hintergrund und Preis, dass Autoren und ihre Texte den Herrschenden nicht in die Quere kommen durften. Will hier irgendjemand, um eine Analogie herzustellen, von Merkel oder Vattenfall auf Händen getragen werden? Bäh.
Jedenfall vielen Dank, Detlef Grumbach, endlich versteht einer, warum ich vom bedingungslose Grundeinkommen geredet habe. Wobei es für dieses nebst Werner viele andere Befürworter gibt; sogar in der CDU wird das (auf niedrigem Niveau) diskutiert. Der Sache ist mindestens seit dem 70ern gründlich auf den Grund gegangen worden, es hapert nur am politischen Willen. Ohne Arbeitszwang und Angst um Arbeitsplätze scheint die Marktwirtschaft nicht funktionieren zu sollen.
Möchte jetzt nicht noch jemand den Gedanken der besseren Vernetzung aufgreifen? (Vielleicht erreicht man mit der auch den reichen Schwulen, der mich, äh, der die schwule Literatur fördert.)
Also ich mache gleich mal einen Neuanfang mit neuem Eintrag, das ist jetzt lang genug – mit der Bitte, den Kern der eigenen Argumente klarer herauszuarbeiten. Es gibt den berühmten Satz: „Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich einen kürzeren Brief geschrieben“ – das gilt auch für Blogs!