Schwule Themen verkaufen sich schlecht. Das – so bislang mein Eindruck – glauben viele Verlage. Denn immer wieder kommt es vor, dass sie den schwulen Aspekt von Büchern, die sie verlegen, kaschieren, verschweigen, verheimlichen. Anscheinend aus Angst, das Kaufpublikum könne Berührungsangst haben.
Ganz anders jetzt der auf Krimis spezialisierte Grafit-Verlag im Falle von Ernst Solérs Roman „Staub im Schnee“. Prominent weist er in Vorschau und Klappentext auf die „Kontakte zur Zürcher Schwulenszene“ hin, die das prominente Mordopfer habe. Wer das als Hinweis liest, dass es in dem Buch auch nur im Ansatz um diese Kontakte und damit also um die Zürcher Schwulenszene gehen würde, wird aber arg enttäuscht. Staub, Held einer kleinen Serie, ermittelt in der Spielbank Baden-Baden, in der Basler Lotto-Zentrale, in den Zürcher Studiogebäuden des Schweizer Fernsehens und auf dem Dorf. Der schwule Aspekt der Geschichte beschränkt sich auf eine kleine Dreiergeschichte inklusive Eifersucht. Auch dass einer von Staubs Kollegen schwul ist, wird zwar erwähnt, aber einen „schwulen Blick“ auf den Fall und die Zürcher Verhältnisse, geschweige denn eine vielleicht erhellende Konfrontation von „schwulen“ und „heterosexuellen“ Blickwinkeln, bietet der Krimi nicht. Der Fall hat eben auch nichts „Schwules“, das Buch ist durchaus spannende Konfektionsware mit einer Prise rosa Würzmischung …