Sven Björglund beschreibt in „Ruf der Kraniche“ eine schwule Liebe auf der Flucht aus Ostpreußen. In der Verlagsankündigung stößt man auf den Satz: „Als die russischen Soldaten auch nach Stallupönen einfallen, begeben sich Jan, Jenny, ihre Mutter Hanna und Krossmann, der alte Knecht, im Treck auf die Flucht heim ins Reich.“ Man muss nicht Klemperers kluges Buch über die Sprache der Nationalsozialisten (LTI) gelesen haben, um hier zusammen zu zucken. Ich glaube gern, dass der Autor die historische Verwendung dieser Formulierung gar nicht kennt und „Heim“ für eine schöne Sache hält, aber als bekennender Sozialdemokrat hätte der Verleger ein wenig aufpassen können. Oder laufen die verschämten Annäherungen an die Linkspartei gerade als „Operation heim ins Reich“? Das wüsste ich gern!
„Heim ins Reich“ wurde „Stallupönen“ dabei selbst schon 1938 geholt – zumindest sprachlich. Den Nationalsozialisten klang das Wort zu fremdländisch – so haben sie den ostpreußischen Ort umbenannt in „Ebenrode“. „Stallupönen“ wurde 1914 von russischen Truppen besetzt. Im Zweiten Weltkrieg kam die Rote Armee im Januar 1945 nach „Ebenrode“, was denen dann wieder zu deutsch klang. Sie nannten den Ort in „Nesterow“ um (Wikipedia!). Sie fielen dort auch nicht unbedingt ein, was ja sehr hässlich klingt. Eingefallen waren deutsche Truppen in Polen und der Sowjetunion, die Sowjetunion verteidigte das eigene Land und half, Europa und Deutschland vom Nazi-Terror zu befreien.
Aber vielleicht spielt die Geschichte ja 1914.