Der letzte Bissen

Nun sitze ich auf Naxos im Sturmtief und mache mir meine Gedanken ueber die Repraesentanz des Homosexuellen in der Literatur (Eintrag von Gestern!) – statt zu lesen.

Einen Krimi zum Beispiel. Das kennen wir? Schmierige Homos als Eifersuchtstaeter, als Opfer einer Erpressung, als Strichjunge? Nicht so bei Leo P. Ard, einem Hamburger Krimi-Autor, der in den letzten Jahren vor allem Dehbuecher fuer Fernsehserien geschrieben hat und jetzt eine den Appetit verderbende Krimi-Satire auf Deutschland im vierten Jahr der absolutuen Fleischprohibition geschrieben hat: „Der letzte Bissen“. (Habe ich auf der Buchmesse mitgenommen, weil der Verleger (Grafit) meinte, das waere etwas fuer mich – warum auch immer?!) Mordopfer enden als Mortadella – oder muessen das zumindest fuerchten -, weil die Gesetze des Schwarzmarkts hart sind. Und irgendwie machen etliche Polizisten Dinge, die sie eigentlich nicht tun duerften. Warum? Erpressung? Schauen wir rasch auf Seite 209, eine Kommissarin gruebelt ueber einen ihrer Kollegen, der laengst abgemurkst worden ist:

Was hatte Petersen dazu getrieben, fuer Wollenweber zu arbeiten? Sie glaubte nicht, dass man ihren Kollegen mit gebratenen Taeubchen hatte bestechen koennen, er war zeit seines Lebens Vegetarier gewesen. Frauen konnten auch kein Grund gewesen sein, Petersen war schwul. Die Zeiten, in denen man Schwule mit ihrer Homosexualitaet erpressen konnte, waren laengst vorbei, nachdem sich die Haelfte der Ministerpraesidenten geoutet hatte.

Das ist doch mal was anderes. Wenn eine solche Figur auch noch etwas „Fleisch“ auf die Knochen (nicht in die Pfanne) bekommt und eine Seele – dann ist das doch echter Fortschritt – oder?

Über Detlef Grumbach

Detlef Grumbach gehört zum Team von Männerschwarm und arbeitet obendrein als freier Kulturjournalist. Schwule Bücher machen, sie "verkaufen" und Literatur insgesamt beobachten - das soll sich hier niederschlagen.

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